45. Woche: Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages - Hinführung zur Meditation

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45. Woche: Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages

Von Woche zu Woche


Aber wie gelange ich dahin, mit Schwierigkeiten fertig zu werden und Schmerzen anzunehmen? Ich glaube nicht, daß es darauf eine allgemeingültige Antwort gibt. Es wird auch immer Erfahrungen und Erlebnisse geben, die mir unerträglich bleiben und deren Sinn mir verschlossen bleibt.
Einmal las ich den Satz „die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages"
*.
Die Mitte der Nacht, das ist der Augenblick, in dem die Dunkelheit am tiefsten und die Nacht am längsten erscheint. Aber zugleich ist die Mitte der Nacht auch der Augenblick, in dem der neue Tag anbricht, die Nacht kürzer wird und langsam die Sonne heraufkommt.
„Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages", das ist die Erfahrung, daß es gerade dann zu einem Umbruch oder einer Wende kommt, wenn wir ganz, ganz unten sind.
Es ist, als wenn das ganze Leben immer dunkler und schmerzhafter werden muß und es nichts mehr zu hoffen oder zu glauben gibt. Aber dann tritt plötzlich eine Wende ein und ein Mensch fängt an, die Dinge neu zu sehen; er entdeckt in sich Kräfte, von denen er vorher nichts ahnte, oder er fängt an, sein Leben neu zu gestalten – trotz Schmerz und Verlust, trotz Krankheit und Schwierigkeiten.
Auch die Bibel deutet solche Wenden im Leben eines Menschen nach Tiefen und Dunkelheiten an: „Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen"
** Oder: „Als es mir wehe tat im Herzen und mich stach in meinen Nieren, da war ich wie ein Narr und wußte nichts, ich war wie ein Tier vor dir. Dennoch bleibe ich stets an dir, denn du hältst mich bei meiner rechten Hand"***.
Manchmal tritt solch ein Umschwung ganz plötzlich auf, manchmal entwickelt er sich aber auch langsam und unmerklich. Manchmal wird solch innere Wende durch ein Gespräch eingeleitet, manchmal durch ein Wort oder ein Gedicht, manchmal durch ein Gebet, manchmal durch den Blick auf eine Landschaft und manchmal auch durch einen Traum.
Ich denke an den sterbenden Jesus, der verzweifelt schreit: „ Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"
**** und doch im gleichen Augenblick in Gott geborgen war. Die tiefste Nacht seines Lebens war zugleich der Anbruch eines ganz anderen „Tages".

     
Betrachtung:

Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages.

Gebet:

Mein Gott,
manchmal wird mein Leben
immer schwerer und dunkler.
Es ist wie ein Weg in die Tiefe,
in der es keinen Grund und keinen Halt mehr gibt.
Aber dann –
im tiefsten Grund bist Du da.
Plötzlich entdecke ich ungeahnte Kräfte.
Ich lebe weiter,
obwohl ich nicht weiß - wie oder warum.
Ich fange neu an,
obwohl ich ganz am Ende war.
Du bist da –
und das Ende wird zum Anfang.
Du bist da –
und Finsternis ist wie Licht.
Du bist da –
und ich lebe, obwohl ich nicht mehr leben wollte.
Du bist da,
wunderbar, unvorstellbar beglückend.
Du bist da. Amen

Im Schweigen:

Du bist da.
Oder: Jehoschua.
Oder: Maranatha.


__________________________


*) Wenn ich mich recht erinnere ist es der Titel eines Buch von Jörg Zink.
**) Jes 38,17.
***) Ps 73,21-24.
****) Mt 27,46.

 
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